Vielen Menschen stellt sich die Frage: Warum soll ich ein Instrument lernen? Ganz einfach: Ruhm und Bewunderung, jede Menge Geld, Musiker sein ist cool, man kommt in der Welt rum und Sex-Partner ohne Ende. OK, das kann ein Ziel sein, aber die Realität sieht leider ganz anders aus. Dieser Zahn muss gezogen werden. Nur für wenige ist eines der Dinge zu erreichen und nur für eine Hand voll alles.
Traurige Wahrheit ist, 99% machen das tatsächlich nur wegen einer Sache: Es macht Spaß.
Ruhm und Bewunderung? Wenn man ständig im Radio gespielt wird, wenn man bei Spotify ganz oben ist, wenn die Konzerte große Hallen füllen. Dann vielleicht ja, aber nur wenn man als gleichberechtigtes Bandmitglied auf der Bühne steht. Ist man angeheuerter Berufsmusiker sieht es anders aus. Man spielt und bekommt dafür eine Gage, es ist ein Job wie jeder andere. Wer kennt den Schlagzeuger von Ed Sheeran, den Bassisten von Taylor Swift, oder den Gitarristen von Herbert Grönemeyer? Kaum einer. Die meiste Zeit spielt man in Biergärten, Turnhallen und auf kleinen Stadtfesten. Das zieht keine Massen an.
Geld? Vergesse das Geld mal ganz schnell wieder. Alleine schon das Benzin frisst einen großen Teil der Gage. Evtl. brauchst du ein Hotelzimmer, auch das gibt es nicht umsonst. Denk an dein Equipement. Ein Satz Saiten liegt bei mir bei ca. 50€. Zum Glück sind die haltbar, etwa 3-4 Sätze pro Jahr. Mal ein Kabel austauschen, mal etwas altes ersetzen, verlorenes wieder beschaffen und wenn deine Band einen Proberaum hat, dann zahlst du in der Regel jeden Monat. Ich kenne genügend Musiker, die von ihrer Musik leben. Allerdings müssen die Unterricht geben damit es reicht, große Sprünge machen die nicht. Von Steuern und Versicherungen fange ich erst gar nicht an.
Aber man kommt in der Welt rum. Schön, aber sieht man viel von der Welt? Meistens sitzt man im Bus und versucht keine Krämpfe zu bekommen. Aufbau (wenn man Geld hat und berühmt ist, hat man Roadies, ansonsten muss man selber ran), Soundcheck, Probleme lösen, eine Kleinigkeit essen, Konzert, Abbau und weiter geht’s. Ach, da will noch jemand duschen? Natürlich kann man sich immer etwas Zeit zwicken, aber es ist eben kein Urlaub.
Wenigstens gibt es Sex. Ähm… Nein. Man darf nicht immer an die wilden Geschichten denken, in diesem Punkt übertreiben auch Musiker. Tatsächlich sind die allermeisten fest verbandelt und bleiben treu. Die Quote der Fremdgänger dürfte nur marginal höher sein als bei allen anderen. Also doch bessere Chancen auf ein kleines Bettspiel zwischendurch? Zugegeben, als Musiker hat man es evtl. etwas leichter, aber auch hier gilt wieder: Stehst du in zweiter Reihe hinter dem Star, dann will dich niemand.
Also für was habe ich jetzt wirklich diverse Instrumente gelernt im laufe meines Lebens? Siehe oben, weil es Spaß macht. Egal welches Instrument, man kann sich kreativ austoben. Deine Frau hat dich betrogen? Schreib ein trauriges Lied und spiele den Schmerz von der Seele. Dein Mann hängt nur in Kneipen und säuft? Steilvorlage für Blues. Deine Kinder spielen im Garten? Denk dir Text und eine fröhliche Melodie dazu aus. Man muss dabei nicht perfekt sein, aber man kann sich ausdrücken und seine Seele nach außen kehren. Gut wird es, wenn Bandmitglieder anfangen daran zu feilen und aus einem Klumpen Kohlenstoff einen Diamanten formt.
Selbst in einer Coverband bleibt noch viel Raum für eigenes. Spielst du Lieder nach hast du zwei Möglichkeiten:
- Nachspielen wie das Original. Allerdings sollte man dazu schon sehr gut sein, weil man wird auch immer mit dem Original verglichen. Das geht oft genug in die Hose, weil man klingt eher selten wie das „echte“ Lied.
- Eigenen Stempel aufdrücken. Besserer Weg, denn an dem Punkt kann man seiner Kreativität fast freien Lauf lassen. Arrangiert es leicht um, benutzt andere Instrumente, macht aus Hardrock eine Ballade und aus Pop Punk. Aber immer so, das man das Original noch gut erkennen kann.
Zum Schluß noch etwas zum Talent. Eine gewisse Begabung schadet nicht, ist aber nur der aller kleinste Teil. Man muss üben bis die Finger bluten und das meine ich jetzt wörtlich. Aber schon eine halbe Stunde am Tag bringt was. Auch ein Sting übt brav jeden Tag. Dazu möchte ich ein kleines Beispiel eines leider schon verstorbenen Freundes geben. Als er Musik studierte (Klavier und Geige, Gesang im Nebenfach), musste er natürlich auch viele klassische Musikstücke üben. Er legte sich eine volle Streichholzschachtel auf die linke Seite des Klaviers und wenn er das entsprechende Stück fehlerfrei(!) gespielt hat, wanderte ein Streichholz auf die rechte Seite. So lange bis die Schachtel leer war. Dann spielte er in gleicher Weise die Streichhölzer wieder zurück in die Schachtel. Talent? Ja. Üben? Jajajaja.
Damit endet mein mein erster Eintrag, ich kann nur alle ermuntern ein Instrument zu spielen. Also ran an die Saiten, Tasten und Mundstücke.
Keep on Rockin‘
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