Wenn man 10 Leute fragt, welches die besten Saiten für Gitarre/Bass sind, dann bekommt man 15 Meinungen, 20 Empfehlungen und 40 Ratschläge. Ein spezieller Aspekt ist bei den Saiten die Wicklung. Die gibt es in rund, aber auch in flach. Wobei man auch mit runden Saiten flach spielen kann und mit flachen rund (Kleiner Spaß am Rande).
Grundsätzlich sind alle Saiten gleich aufgebaut. Sie bestehen aus einem Drahtkern, der nochmals mit Draht umwickelt wurde. Je dicker eine Saite, desto tiefer der erzeugte Ton. Aber es gibt natürlich große Unterschiede im Material, Dicke, Wicklung, Verarbeitung und noch einigem mehr. Von daher klingt ein anderer Satz eines anderen Herstellers eben anders.
Roundwound
Roundwounds, also mit Runddraht umwickelt, habe ich auf dem Akkustik-Bass und meinem (günstigen) Fretless-Bass von Harley Benton aufgezogen. Die Oberfläche fühlt sich dabei sehr rau an und ist von griffiger Natur. Allerdings leiden die Finger etwas, ganz einfach, es reibt immer etwas. Mit genügend Übung bekommt man allerdings auch die dicke Haut dafür. Durch die runde Wicklung klingt der HB typisch Fretless. Es ist ein „knurriger“ Sound, jedoch ohne Verzerrungen. Ein schönes Beispiel ist dazu Jim Diamond I should have known better. Die Saiten sind zumindest am Anfang, wenn sie frisch aufgezogen sind, reich an Höhen und haben auch bei den Bässen einen schönen Wumms. Die meisten spielen Roundwound-Saiten auf ihren Bässen und Gitarren, man könnte fast schon vom Normalfall reden.
Auch nicht zu vergessen ist eine gewisse „Weichheit“ der Saiten. Sie lassen sich sehr gut biegen und somit sind Bendings das kleinste Problem. Allerdings haben sie auch gegenüber flach umwickelte (Flatwound) zwei Nachteile. Zum einen kann sich Schmutz, z.B. Schweiß, schneller in der Rille absetzen. Die Reinigung ist nicht ganz so gut wie bei Flatwounds. Und zum zweiten hört man gerne ein Quietschen wenn die Finger über die Saiten gleiten. Achtet mal bei Singer-Songwriter auf die Gitarre. Oft hört man zwischen den Tönen ein markantes Geräusch, das sich selbst im Studio nur sehr schwer mindern lässt.
Vom Preis her sind Roundwounds in der Regel günstiger als vergleichbare Flatwounds, da ein runder Draht günstiger herzustellen ist, als ein flacher. Die Masse machts, 1000 gleiche Saiten kann man günstiger herstellen als 100. Das ist einfache Betriebswirtschaft für Anfänger, Stichwort: Fixkostendegression.
Flatwound
Auf meinem „Brot und Butter“-Bass habe ich Flatwounds. Vom Gefühl her sind sie etwas ganz anderes, als Roundwounds. Die Oberfläche fühlt sich glatt an. Vom Klang her sind sie nicht ganz so brillant, sie klingen sehr warm. Aber so einfach ist es nicht, den Bass hört man eher selten solo und siehe da: In einer Band geben sie den anderen Instrumenten Platz im oberen Frequenzbereich, ohne jedoch den Druck zu verlieren, den ein Bass braucht. Das ist Rücksicht nehmen an der richtigen Stelle. Bei vielen Motown-Produktionen aus den 60ern wurden beim Bass Flatwounds eingesetzt. Genau genommen wurden sie zuerst erfunden, erst später kamen Roundwounds und liefen ihnen den Rang ab. Heutzutage spielen nicht mehr viele Musiker Flatwounds.
Um einen kleinen Eindruck zu gewinnen habe ich ein „Video“ gefunden, eher ein Standbild mit Ton. Carly Simon You’re so vain mit Klaus Voormann am Bass, isoliert von allem anderen.
Im Gegensatz zu den rund gewickelten, sind flach gewickelte nicht sehr biegsam. Und zwar sehr deutlich. Aber diese geringere Fexibilität macht einen großen Teil des Klanges aus. Von der Haltbarkeit können Roundwounds nur träumen, die flachen sind nahezu resistent gegen das altern. Es gibt Gerüchte, nachdem es Bassisten gibt, die ihre Flatwounds nur alle paar Jahre wechseln, weil sie so haltbar sind.
Und wie spielen die sich jetzt? Dafür mache ich mal einen Vergleich. Roundwounds sind der beste Freund, der einem jeden Wunsch von den Lippen, bzw. von den Fingern abliest. Im Grunde spielen die sich sehr einfach und machen exakt das, was sie sollen. Und zwar von ganz allein. Flatwounds dagegen sind ein störrischer Esel, den man versucht über eine morsche Holzbrücke zu treiben. Eigentlich furchtbar, denn man muss merklich mehr mit ihnen arbeiten. Es erfordert schon wesentlich mehr Kraft, eben weil sie starrer sind und nicht so leicht drücken lassen. Dafür ist das Fingergefühl exzellent, auch wenn man ein bisschen mehr aufpassen muss, schnell ist man zu weit gerutscht. Aber das ist Übung.
Zum Abschluß kann ich nur noch einen Tipp geben. Probiert es einfach aus. Dem einen liegen Flatwounds, dem anderen nicht. Aber wenn man es nicht probiert, weiss man nicht, ob nicht doch etwas entgangen ist.
Share this content: